IPL-Magazin 52 | Juli 2020
 

IPL-Magazin 52 | Juli 2020 | Autor: Prof. Dr. Klaus-Jürgen Meier

 

Hoffentlich nichts!

 

 
Prof. Dr. Klaus-Jürgen MeierBankenkrise, Coronakrise und welche Krise kommt als nächstes?

Diese Frage dient nicht dazu, Pessimismus zu vertreiben. Nein, diese Frage dient dazu, einen nachhaltigen Lernprozess anzustoßen. Denn alle Rekorde in Zeiten guter Konjunktur helfen nicht, wenn in den Talsohlen das Überleben gefährdet ist und mühevoll aufgebaute Liquidität innerhalb kürzester Zeit aufgezehrt wird. Doch lassen Sie uns chronologisch beginnen. Die Bankenkrise 2008 wurde von den meisten Marktteilnehmern nicht vorhergesehen und hatte deswegen viele Unternehmen schwer getroffen. Es hatte lange gedauert bis die Auswirkungen überwunden waren.

Die vielzitierten Erkenntnisse waren, dass sich Unternehmen insbesondere flexibler aufstellen wollten, um damit schneller auf Marktveränderungen reagieren zu können. Supply Chain Management und Risikomanagement sollten die Richtung vorgeben. Nie wieder wollte man den eigenen Unternehmensfortbestand so gefährdet sehen. Was folgte war eine konjunkturelle Hochphase, welche jedoch wieder die Jagd nach neuen Rekorden in den Vordergrund rückte. Vergessen schienen alle Erkenntnisse aus den Jahren 2008 und 2009. Trotz durch ISO9001, KonTraG (usw.) längst gefordert, wurde ein risikobasiertes Denken vielfach nur als bürokratische Zeitverschwendung und unangenehme Pflichtübung empfunden auf dem Weg zur Umsatzsteigerung.

Die Maxime ‚mehr Umsatz bei weniger Kosten‘ rechtfertigte die Vorgehensweise und jede damit verbundene Maßnahme. Und obwohl einige Wirtschaftsweisen schon längst vor einem neuerlich drohenden Einbruch warnten, war man auf Corona nicht vorbereitet. Richtig, Covid-19 und die Wucht der Verbreitung konnte sicherlich nicht vorhergesehen werden. Aber ist der Auslöser eigentlich nicht zweitrangig? Wohl also dem Management, welches zukünftig nicht auf kurzfristige Gewinnmaximierung, sondern auf nachhaltiges Handeln und Flexibilität setzt. Nachhaltiges Handeln und Flexibilität heißt, die strategische Unternehmensausrichtung, und daraus abgeleitet, Vertriebs-, Produktions-, Konstruktions- und Beschaffungsstrategien zu hinterfragen. Oder anders gesagt: nachhaltiges Handeln und Flexibilität müssen sich wie ein roter Faden durch alle Bereiche eines Unternehmens ziehen. Dies gilt auch, wenn es auf den ersten Blick teurer sein mag.

Denn eines ist sicher: Die nächste Krise kommt bestimmt. Höchste Zeit, sich jetzt darauf vorzubereiten und damit langfristig auf der Gewinnerseite zu stehen. Damit würden sich die Konsequenzen aus der Bankenkrise und der Corona-Krise deutlich unterscheiden!